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Unterschied zwischen Clown & Schauspieler

"Worin unterscheidet sich der Clown vom Schauspieler, das Clowntheater vom Theater allgemein?"

"Der Clown kreist um sich selber. Ein Charlie Chaplin oder Buster Keaton hat eine Figur, und er spielt alle Geschichten,
alle Situationen um diese Figur herum. Auch Grock, Karl Valentin, Charlie Rivel, Dimitri und alle andern guten Clowns
haben solche feste Figuren, um die sich alles dreht.

Beim Theater ist es umgekehrt: Da haben wir eine Situation, in die eine Figur hereingebracht werden muss.
Ein Schauspieler ist vielfältiger, er kann, soll und muss verschiedene Rollen, unterschiedliche Charaktere spielen.

Ein Clown ist im Grunde einseitiger - er spielt immer dasselbe, er geht in die Tiefe, nicht in die Breite.
Darum ist ein alter Clown viel schöner - er hat wirkliche Tiefe. Sie wird immer weniger sichtbar nach aussen,
aber um so fühlbarer nach innen. Man kann es auch Reife nennen.

Als charakteristisch für den Clown betrachte ich, dass er immer eine abstrakte, keine reale Figur ist - auch nicht als Wäscherin oder als Hexe. Er ist ein Abstraktum in sich selber, das viel mehr als andere Theaterfiguren nach Kleinformen und Farbdifferenzierungen sucht.
Er ist auch immer erfunden, selbst wenn er sich an Menschen und an den Alltag anlehnt. Man könnte ihn als Endform einer Theaterfigur
auf dem Weg von naturalistischen über die realistische zur expressiven Ausdrucksform bezeichnen."
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aus dem Buch „Gardi Hutter - Die Clownerin“


Fotos: © Gardi Hutter - Jeanne d‘ArPpo - Die tapfere Hanna - www.gardihutter.com

Clowntheater besteht nicht aus Clownnummern im klassischen Sinn, die Clown-Handfertigkeiten kämen eher versteckt zur Geltung.
Die Arbeit ist zum Gegensatz von Nummernclowns im Zirkus oder Varieté eine Mischform.

"Gags als Selbstzweck passen nicht zum Clowntheater: Es bedingt zwar Fertigkeiten aller Art, verlangt aber ihre Unterordnung unter die Geschichte. Es geht kaputt, wenn der Zuschauer aus der „freischwebenden“ Steptanznummer nur den Schluss zu ziehen vermag, dass der Clown offenbar auch einen Steptanzkurs absolviert hat. Wenn man dazu keine Geschichte erzählt, erschöpft man sich im Zelebrieren von artistischen Können, und das berührt einen nicht, nimmt einnen nicht hinein. Da ist es schöner, wenn einer eigentlich nichts „kann“, aber die Seele des Zuschauers berührt.

Poesie gehört natürlich auch zum Clown - aber auch nicht um der Poesie allein willen.
Sie muss immer hintenherum, untendurch kommen - man darf sie zuerst gar nicht merken, bis plötzlich etwas geklungen hat."
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aus dem Buch „Gardi Hutter - Die Clownerin“

Sobald man das Auge dafür bekommt, findet man deshalb dort, wo etwas szenisch auf Bühnen umgesetzt wird, immer und überall Clowns. Die Figur, die in einem Theaterstück anscheinend klare Strukturen aufbricht, ist sozusagen immer ein Clown.
Damit zeigt er einerseits den Aufbau, anderseits aber auch die Hintergründe.


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Gardi Hutter (*5. März 1953 in Altstätten SG) ist eine Schweizer Schauspielerin, Autorin und vor allem Clown-Komödiantin mit eigenen
Kleinkunst-Programmen, zumeist abseits von Zirkus-Manegen. Sie gilt mittlerweile international als das weibliche Vorbild für das Clowntheater.